DER SYSTEMISCHE ANSATZ
Nicht die EINE „Wahrheit“
Der systemische Therapieansatz trägt seine Wurzeln im Konstruktivismus: Es gibt nicht die eine “Wahrheit”, sondern verschiedenste Blickwinkel und Erfahrungshintergründe, die uns die Welt wahrnehmen lassen, wie wir es tun. Es gibt kein Richtig, kein Falsch und auch kein So ist es eben. Es ist erst der Mensch, der den Dingen eine Bedeutung gibt, indem er sie ganz individuell und persönlich interpretiert.
Was einerseits die Ursache für viele Missverständnisse und erschwerte Kommunikation sein kann, bietet andererseits auch eine perfekte Ausgangslage, um die als Problem erlebte Situation zu wandeln und aufzulösen.
Ist der Mensch nämlich in der Lage, sich eine bestimmte Realität zu kreieren, so doch auch, es eben NICHT (mehr) zu tun.

Kein Mensch ist eine INSEL
Wir alle sind Teil eines Systems. In der Regel sogar von mehreren Systemen. Unsere Familie ist beispielsweise ein solches System, das zusammenspielt wie die Teile eines Mobiles. Unsere Eigenschaften und Verhaltensweisen innerhalb dieses Systems sind nicht festgelegt, sondern entstehen erst im Miteinander. Meist ist ein Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt durchaus sinnvoll und erfüllt einen Zweck. Das Problem ist aber, dass wir oft unbewusst handeln, uns Verhaltensmuster angewöhnt haben und später nicht mehr überprüfen, ob diese noch zweckdienlich sind. Wir verstehen oft weder Grund unseres Verhaltens noch, was es bei anderen auslöst.
Der systemische Ansatz betrachtet daher nie den Menschen unabhängig von seinem Kontext. Vielmehr geht es um die Wechselwirkungen mit anderen innerhalb seines Systems.
Wenn es SO geht, dann auch ANDERS
In der systemischen Beratung ist es die Aufgabe des Beraters/der Beraterin dem Klienten/der Klientin durch gezielte Fragestellungen und Methoden zu helfen, neue Perspektiven zu entwickeln. Neue Perspektiven erschaffen neue Handlungsmöglichkeiten. Neue Handlungsmuster erschaffen neue Umstände. Und neue Umstände erschaffen eine neue gelebte Realität.
Wenn wir uns das Beispiel eines Mobiles ansehen, verstehen wir schnell, dass auch kleine Bewegungen des Einzelnen große Auswirkungen auf das gesamte Umfeld haben können. Genau hier greift die systemische Beratung.
In der systemischen Beratung wird dem Klienten/der Klientin nicht vorgegeben, welche nächsten Schritte er/sie zu gehen hat. Jeder Mensch ist selbst Experte/Expertin für die eigene Lebensrealität. Der Berater/die Beraterin wird aber nachhaltig darin unterstützen, die eigenen Ressourcen in Erinnerung zu bringen, um diese zweckmäßig zu nutzen.

Raus aus dem JAMMERTAL
Die systemische Beratung oder Therapie setzt bei den Ressourcen und Möglichkeiten des Klienten/der Klientin selbst an, da wir nur uns selbst und nicht die anderen ändern können. Auch die Vergangenheit können wir nicht ändern, weshalb die Zukunft von viel größerem Interesse ist.
Dem Klagen über Umstände, die nicht beeinflussbar sind, wird in der Systemik wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Ein/e systemische/r Berater/in wird immer auf eine zielfokussierte und lösungsorientierte Herangehensweise achten, und dafür sorgen, dass der Klient oder die Klientin sich nicht erneut in alten Mustern verwickelt.